Montag, 10. November 2008

Guildford steht unter Wasser...

... und mit steht's bis hier!

Meine Odyssee durch Guildford oder
Warten auf Godot, den Busfahrer
Die Geschichte einer Studentin, die im Regen steht und geht.

In Guildford ist die Sintflut ausgebrochen.
Da werden Fußgängerunterführungen zu Schwimmbädern, Uni Rasenflächen (PATS Field für Insider) zu Naturfreibädern und Kreisverkehre bei Tesco zu Kneipp-Kurbädern für Autos.
An all diesen Dingen lief die unbescholtene Studentin Andrea auf ihrem Weg zum Supermarkt vorbei. Im Regen, versteht sich; und ohne Regenschirm. Es war grau, aber noch relativ hell.
Sie dachte, das schlimmste was ihr heute passierte, war, dass es im Laden nicht die richtige Milch gab.
So begab sie sich zur Bushaltestelle. Der Plan sagte ihr, der Bus solle in etwa einer Viertelstunde da sein. Also steckte sie sich etwas Musik in die Ohren, um sich die Wartezeit zu verkürzen. Sie wartete, und wartete. Die Leute kamen und gingen. Ein Bus kam, aber der falsche; sogar die falsche Busgesellschaft. Und sie wartete weiter. Der erste Bus kam nicht, sie wurde unruhig. Der zweite kam nicht, langsam wurde es kalt und die verspannte Schulter machte auf sich aufmerksam
Jetzt wartete sie schon eine Dreiviertelstunde. Und da: ein Bus! Aber die falsche Linie... Was auch sonst. Also wartete sie weiter. Die Bushaltestelle füllte sich wieder und es war jetzt schon dunkel. Die Anzeige sagte jetzt: in 12 Minuten kommt ein Bus. Die Studentin Andrea dachte sich, diese paar Minuten könne sie dann doch noch warten. Schließlich hatte sie auch einen Sitzplatz und zwei schwere Taschen und ihren Rucksack zu tragen. In ihrem Kopf wurde die Idee lauter, vielleicht doch die ca. 30 Minuten zu Fuß zu laufen. Aber sie war sich einfach zu unsicher wegen des Weges. Also wartete sie. Kein Bus in Sicht.
Nach 10 Minuten dann die Anzeigetafel: Verspätung! Noch weitere 12 Minuten. Und jetzt gab es auch die Nachricht dazu: "Delay due to heavy floodings" [Verspätungen aufgrund von starken (Über)Flutungen]. Das war zuviel für die arme Studentin Andrea. Eine Stunde hatte sie nun schon dort an der kalten Bushaltestelle gewartet. Sie stand also auf, setzte sich den Rucksack auf den Rücken und nahm ihre zwei Taschen in beide Hände. Sie lief vorbei an einer weiteren, überfüllten Haltestelle. Vorbei an überfluteten Straßen, das Schwimmbad der Unterführung hatte schon auf irgendeine Weise an Wasser verloren und die schwer bepackte Studentin Andrea lief trockenen Fußes hindurch. Durch den Regen ging sie in Richtung ZOB. Ihr entgegen kamen Studenten mit Regenschirmen, auf die sie etwas neidisch blickte.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie endlich am Busbahnhof ankam und sich durch die Menschenmengen zur richtigen Bucht drängen konnte. Scheinbar war der letzte Bus noch nicht so lange weg, da diese Bucht, im Gegensatz zu anderen, leer war. So konnte sich die erschöpfte Studentin Andrea wieder auf eine Bank setzen.
Laut Anzeige sollte ein Bus in zehn Minuten kommen. Aber das wäre nur zu schön gewesen. Nach einer weiteren halben Stunde des Wartens, in der die Playlist der genervten Studentin Andrea urplötzlich gestoppt hatte - alle mehr als 30 Lieder hatte sie nun schon gehört - kam endlich der Bus.
Zwei Stunden waren jetzt vergangen, seit sich die nichtsahnende Studentin Andrea bei Tesco an die Haltestelle gesetzt hatte. Mehr als zweieinhalb Stunden seitdem sie ihre letzte Uni-Vorlesung hinter sich gebracht hatte.
Nach den ganzen Wirrungen von umgeleitender Fahrroute und unbekanntem Terrain kam die völlig entnervte Studentin Andrea letztendlich an ihrer Bushaltestelle zu Hause an und musste sich nun nur noch durch den Regen mit Rucksack, Taschen und völlig verspannter und unterkühlter Schulter zum Haus schleppen. Seit drei Stunden hatte sie nun schon frei und doch wieder nicht.

Das war die Geschichte meines Tages. Seit 7:17 Uhr wach, nach 11,5 Stunden endlich wieder daheim und fertig mit der Welt. Meine Schulter hat sich inzwischen beruhigt, ich hab meine Einkäufe verstaut und eigentlich könnt ich jetzt auch wieder ins Bett. Ist schon 22 Uhr und ich hab nicht mehr viel gemacht.

Heut morgen hab ich noch gedacht, das spannendste was mir an diesem Tag passieren würde wäre die Katze, die zwischen Fenster und Gardine in einem Haus rumschlich und das Fenster ableckte... So kann man sich irren!


P.S.: Wie ihr seht, hatte ich Glück, und hab Eislaufen gestern ohne Knochenbrüche oder sonstwas überlebt. Andere hatten leider nicht so viel Glück, die hat es mehr oder minder schwer erwischt. Ein Wunder, dass mir nix passiert ist. Außer dieser verspannten und wahrscheinlich vermuskelkaterten linken Schulter.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Busfahren scheint ja in England und speziell für dich nicht gerade ein Segen zu sein :(

Anonym hat gesagt…

Komisch, was Ähnliches ist mir heute passiert. Hatte keine Lust, von der FH runter in die Stadt zu laufen, und der Bus würde sowieso in fünf Minuten kommen. Denkste! Kam 15 Min zu spät! Beim Einsteigen war mein erster Gedanke: "So sieht also Godot aus..."