Donnerstag, 3. März 2011

Helau!

Nein, ich mache nur Spaß. Etwas anderes als „Alaaf“ darf ich gar nicht mehr in den Mund nehmen. Heute hat die Fünfte Jahreszeit angefangen. Schon heute Morgen habe ich mein Duschradio sofort wieder ausgemacht, als nur Karnevalsmusik lief. Alaaf!
Kurz vor 9 Uhr kommen mir schon die ersten Jugendlichen mit Bierflaschen entgegen. Die normalen Trunkenbolde am Neumarkt lass ich mal außen vor – es sind erstaunlich wenig Leute unten in der U-Bahn-Passage. Bis auf mehr oder weniger kleine Grüppchen Verkleideter sind die Straßen fast leer, Autos fahren nur mäßig. Es ist Karneval und die Sonne scheint den ganzen Tag. Alaaf!
Sorgsam meide ich Pfeiler, Wände und Hausecken, nachdem wir aus dem Büro heraus beobachten konnten, wie um 14 Uhr ein völlig Betrunkener torkelnd an der Kirchenmauer gekotzt hat, mehrfach. Seine Kumpel hat das gar nicht interessiert. Andere pinkeln praktisch mitten auf der Straße gegen Wände und Baustellen. Das ist Karneval. Alaaf!
Ich kann heute früher nach Hause gehen, denn es ist Weiberfastnacht. Vielmehr werde ich verwundert angesprochen, dass ich ja auch noch da sei. Der „Herr des Schlüssels“ möchte heute bereits vor 18 Uhr abschließen. Spätestens. Es ist Karneval. Alaaf!
Wie letztes Jahr wurde vor dem Hauseingang bei der Arbeit ein Clubeingang mit Türstehern aufgebaut. Nur der Club hat gewechselt. Man kann jetzt wohl in die in pink gehaltene „Muschi Bar“ Eintritt erhalten. Aber nicht ich; ich gehe andersrum durch den Eingang. Für mich ist es ein Ausgang. Durch die Welt der Jecken in meine sichere Bude. Beim Büro dröhnt irgendwo laute Musik aus einem Fenster und jemand brüllt alle Nicht-Jecken an, dass die sich verkleiden sollen. Es ist doch schließlich Karneval! Alaaf!
Micky ist eine Maus, das Kind ist als (zugegebenermaßen plüschige) Biene verkleidet und die Frau, die fast täglich mit ihrem Schüsselchen vor der Bank sitzt, ruft: „Micky! Du süßer Teddy!“. Ansonsten komme ich erstaunlich gut in meiner Wohnung an, trotz Karneval. Alaaf!

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